Städtische Galerie im Lenbachhaus, München

Bayerische Staatsgemäldesammlung

Sammlung August Thyssen

Generali Sammlung

in weiteren Sammlungen verschiedener Kreditinstitute und Versicherungen

Sowie zahlreichen Privatsammlungen

Die Malerei des Johannes Selbertinger

„… man kann sich selber nicht davonlaufen“, sagte Johannes Selbertinger immer, „es läuft ab. Wo es endet, weiß man nie.“
Farben und Formen werden intensiver und vehementer in ihren Setzungen und Verläufen, ihren Widersprüchen und Entsprechungen. Alles Komplexe erscheint von innen her bewegt, angetrieben leichthin behende oder massiv und unerbittlich, konsequent in der Willensanstrengung der sich scheinbar regel- und bedingungslos entfaltenden Assoziativ-kräfte.

„Man muss so weit kommen, dass man nichts mehr nötig hat“ sagte er immer, „dann sind die Möglichkeiten unendlich. Form und Farbe gewinnen Eigenständigkeit.“
Der Mitteilungsdrang von beständiger Art ist schier grenzenlos. Selbertinger sagte trotz seines bekenntnishaften Charakters, trotz dringlicher Aussagen ungern „ich“, er sagte „man“: Weil er meinte, dass es alle angeht, dass andere es ähnlich halten sollten, wie er selber. „Es muss passieren, man muss es nicht machen“ – die Freiheit der Inhalte und des Bewusstseins, „die die Leute nie schaffen.“

Wirbel, Wischer, Gesten, saugender Grund: „Farbe, die sich selber trägt, dass man nichts machen muss. Die Sichtbarmachung eines Teiles der Schöpfungsgeschichte, von der wir selber keine Ahnung haben. Wichtig ist, sich unendlich hineinfallen zu lassen – mit dem Bewusstsein, dass man nie abstürzt.“
Die Elemente tosen, der Farbsturm braust, das Innere drängt nach außen, zum Wandel hin. Die Sehnsucht nach dem Eins-werden mit den Entstehungsprozessen der Natur, mit der Schöpfung des Sichtbaren, lässt kein Trennungsbewusstsein zu.
„Bis man soweit ist, vergeht ein Leben und leben ist Malen. Ich bin permanent vorbereitet, bereit zum Stürzen.“ sagte er, „wo die Ohnmacht spürbar wird, wird Zukunft sichtbar. Es ist ein irres Vertrauen zu sich selbst.“

von Reinhard Müller-Mehlis (✝︎)